Hörzu Nr. 41 vom 7.-13. Oktober 1972 (90Pfg)


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Plumpaquatsch macht Pause – doch gerade jetzt wollen Kinder wieder mehr fernsehen
Winterschlaf zur falschen Zeit

Zwölfmal hopste, motzte und trotzte >Plumpaquatsch<, der kleine grüne Zappelphillip, montags nachmittags über den Bildschirm. Ab 2. Oktober geht er mit seiner blonden Partnerin Susanne Beck in den Winterschlaf. Muß das sein?
Udo Langhoff und Wilhelm May, die Verantwortlichen vom NDR-Nachmittagsprogramm, haben erst ab 8. Januar 1973 neue Sendezeit dafür bekommen. Also keine Angst, Plumpaquatsch kommt wieder!
Doch ausgerechnet im Winter, wo´s stürmt und schneit, werden die Jüngsten ihr Pantoffel-Fröschchen sehr vermissen. Denn Plumpa quatscht, wie´s Kinder mögen.
Auch NDR-Fernseherzieher Wolfgang Buresch, der Plumpa aus der Taufe hob, weiß es. In seinen (unsichtbaren) Händen blödelt das drollige Kerlchen scheinbar so selbständig und munter drauflos, daß selbst Erwachsene lachen. >>Die Kinder<<, so Buresch, der einst den Hasen Cäsar sprach, >>sollen einfach ihren Spaß daran haben, sonst gar nichts!<<
Lese- und Rechenlehrgänge im Vorschulalter lehnt er nämlich ab: >>Ein Kind, das vor der Schule Zahlen und Buchstaben lernt, ist doch frustriert, wenn es das in der Schule noch mal machen soll.<<
Gerade deswegen ist Plumpaquatschs >Freundin< Susanne so begeistert: >>Im Gegensatz zu den sonst so lehrhaften Zeigefinger-Sendungen ist das endlich mal ´ne dufte Sache! Das Kinderprogramm ist bei uns doch immer noch eine Art Stiefkind.<<
Natürlich, räumt sie ein, gibt es auch hier gute Ideen. Die Verwirklichung aber kostet Geld. >>Und dazu müssen immer erst soundso viele ja sagen...<<
Die 25 Jahre junge Schauspielerin, die selbst noch keine Kinder hat, versteht etwas davon: Ihr Mann, Uwe Deeken, betreibt in Hamburg das einzige, durchgehend das ganze Jahr geöffnete Kindertheater der Bundesrepublik. Seine Vorstellungen werden fast alle – mit und für Kinderpublikum – vom Fernsehen ausgestrahlt. >>Da muß man schon überzeugt sein von dem, was man tut!<<
Überzeugt ist Susanne auch von ihrem so sinnvoll wie rotzfrech daherquasselnden Plumpaquatsch. >>Die leisen Töne<<, lächelt sie versonnen, >>das, was man Kindern Beibringen will, ist ja alles in den Spielen mit drin. Und wenn wir beide – Plumpa und ich – uns mal in die Wolle kriegen, dann zeigen wir gleichzeitig, dass sich ein Streit auch lieb und nett auflösen lässt. Ohne dieses blöde Hattudies- und Hattudas-Getue! Die Kinder sollen ja die Sprache sprechen lernen und kein Kauderwelsch!<<
Bei allem Lob für den kleinen grünen Star – mit seiner Fernsehpause in den trüben Tagen macht er seinem Namen ungewollte Ehre: plumper Quatsch. (Annetilde Richter)